DVGS beim Forum Gesundheitskompetenz am 20.06.2023

Am 20. Juni 2023 fand das Forum Gesundheitskompetenz statt, eine gemeinsame Veranstaltung des Beauftragten der Bundesregierung für die Belange der Patientinnen und Patienten und der Stiftung Gesundheitswissen. Veranstaltungsort ist das Bundesministerium für Gesundheit. Den DVGS e.V. vertreten hat Dr. Rene Streber.

Eröffnet wurde die Veranstaltung durch Herrn Stefan Schwartze, den amtierenden Beauftragten der Bundesregierung für die Belange der Patientinnen und Patienten und PD Dr. Ralf Suhr (Vorstandsvorsitzender der Stiftung Gesundheitswissen und des Zentrums für Qualität in der Pflege).  Herr Schwartze stellte die Veränderung der Patientenrolle heraus sowie die Stärkung der Patientenrechte und der Patientensouveränität durch das Gesetz zur Verbesserung der Rechte von Patientinnen und Patienten („Patientenrechte-Gesetz). In diesem Zusammenhang spielt die Gesundheitskompetenz eine wesentliche Rolle gemäß dem aktuellen Verständnis wie er dem Nationalen Aktionsplan Gesundheitskompetenz zu Grund liegt [1].

Mehrfach wurde in der Runde der Vortragenden betont, dass das Thema Gesundheitskompetenz in den letzten Jahren zu eng betrachtet wurde und man zu stark auf die persönlichen, individuellen Fähigkeiten einer Person fokussierte. Die strukturelle Dimension der Gesundheitskompetenz mit den Anforderungen des Gesundheitssystems wurde noch zu wenig ausgearbeitet und sollte nun stärker in den Mittelpunkt dieses Forums gerückt werden. Daher sind zentrale Themen dieses Forums die organisationale und die professionelle Gesundheitskompetenz.

Organisationale Gesundheitskompetenz

Unter anderem wurden die Ergebnisse des aktuellen Forschungsprojekts „Gesundheitskompetente Organisationen“ [2,3] zur organisationalen und der Forschungsprojekte "Professionelle Gesundheitskompetenz ausgewählter Gesundheitsprofessionen (HLS-PROF und HLS-PROF-GER)" [4,5] zur professionellen Gesundheitskompetenz vorgestellt und diskutiert. Hierbei wurde auch der Gesundheitskompetenz-Kompass (GEKOKO) präsentiert. Das ist ein online-basierter Methodenkoffer für Gesundheitskompetenz als leicht verständliche Orientierungshilfe für Gesundheitsfachberufe und Patient:innen. Das Tool umfasst einen Wegweiser, Methoden und ein E-Learning – Bereich und ist erreichbar unter der URL: https://gekoko.de.

Professionelle Gesundheitskompetenz

Das Verständnis der professionellen Gesundheitskompetenz sowie ein dazugehöriger Fragebogen wurden neu entwickelt. In Anlehnung an die Definition der Gesundheitskompetenz [1] wird unter der professionellen Gesundheitskompetenz die Fähigkeiten bei Fachpersonen verstanden, fortlaufend neue, professionell relevante Informationen zu finden, zu verstehen, einzuschätzen und daraus Wissen zu generieren und dieses anschließend so aufzubereiten, zu vermitteln und kommunizieren zu können, dass sie von den Patient:innen verstanden, kritisch beurteilt und für Entscheidungen zu ihrer Gesundheit genutzt werden können.

Die vier wesentlichen Aufgabenbereiche wurden abgleitet:

  • Informations-und Wissensmanagement,
  • Informations-und Wissensvermittlung,
  • Patientenzentrierte Kommunikation und
  • professionelle digitale Gesundheitskompetenz wie es der Sachverständigenrat Gesundheit & Pflege im seine Gutachten zur Digitalisierung für Gesundheit schon 2021 herausgestellt hat.

An dieser Stelle sollen nur wenige Aussagen aus dem Ergebnis-Teil der Forschungsarbeit herausgegriffen werden:

  • „Die Gesundheitsprofessionen/-berufe fühlen sich recht gut für die Förderung von Gesundheitskompetenz gerüstet.“
  • „Es fehlt an professioneller digitaler Gesundheitskompetenz“
  • „Patientenzentrierte Kommunikation – keine einfache Aufgabe!“
  • „Health Literacy Skills – Konzept und Methoden der Gesundheitskompetenz sind weitgehend unbekannt und verdienen mehr Aufmerksamkeit.“

Kommentar

Die aktuellen Forschungsarbeiten knüpfen an den Nationalen Aktionsplan Gesundheitskompetenz (URL: https://www.nap-gesundheitskompetenz.de/) und an die Memoranden Teil 1 und Teil 2 zur Gesundheitskompetenz des Deutschen Netzwerks für Versorgungsforschung (DNVF) an, bei denen auch der DVGS durch Herrn Dr. Stefan Peters vertreten war. Neben der allgemeinen Gesundheitskompetenz differenziert sich das Themenfeld in die digitale, navigationale, professionelle und organisationale Gesundheitskompetenz weiter aus. Das Thema wird als wichtig betrachtet, jedoch besteht Heterogenität in der Umsetzung und somit Handlungsbedarf.   

Der DVGS widmet sich dem Thema der Gesundheitskompetenz intensiv und integriert diese Themen in aktuelle Versorgungsprojekte, Gremienarbeit sowie in die Fort-und Weiterbildung von Bewegungsfachberufen ein.

 

Autor:

Rene Streber

Deutscher Verband für Gesundheitssport und Sporttherapie (DVGS) e.V.

Vogelsanger Weg 48

50354 Hürth-Efferen

rene.streber@dvgs.de

 

Literatur

1 - Sørensen, K., Van den Broucke, S., Fullam, J., Doyle, G., Pelikan, J., Slonska, Z., Brand, H., & (HLS-EU) Consortium Health Literacy Project European (2012). Health literacy and public health: a systematic review and integration of definitions and models. BMC public health, 12, 80. https://doi.org/10.1186/1471-2458-12-80

2 Vogt, D., & Schaeffer, D. (2022). Gesundheitskompetente Organisationen. Erster Teilbericht – Bestandsaufnahme vorliegender Konzepte und Basis-Materialsammlung. Bielefeld: Interdisziplinäres Zentrum für Gesundheitskompetenzforschung (IZGK), Universität Bielefeld.

3 - Schaeffer, D., & Vogt, D. (2022). Gesundheitskompetente Organisationen. Zweiter Teilbericht - Umsetzungsbedingungen in der ambulanten Medizin und Pflege. Bielefeld: Interdisziplinäres Zentrum für Gesundheitskompetenzforschung (IZGK), Universität Bielefeld.

4 HLS-PROF Konsortium (2023): Professionelle Gesundheitskompetenz ausgewählter Gesundheitsprofessionen/-berufe. Ergebnisse einer Pilotstudie in der Schweiz, Deutschland und Österreich (HLS-PROF). Careum, Hertie School/ Universität Bielefeld/Stiftung Gesundheitswissen und Gesundheit Österreich, Zürich – Berlin/Bielefeld – Wien.

5 Schaeffer, D., Haarmann, A., Griese, L. (2023): Professionelle Gesundheitskompetenz ausgewählter Gesundheitsprofessionen in Deutschland. Ergebnisse des HLS-PROF-GER. Berlin/ Bielefeld: Hertie School, Universität Bielefeld, Stiftung Gesundheitswissen/

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